Die 'Männle'

Die badischen Männchen

Bevor die Männle das Licht meiner Welt erblickten, traute ich mich kaum, irgend welche Wesen aus Fleisch und Blut zu malen. Die korrekten Proportionen mit einer 3-dimensionalen Darstellung zu kombinieren, waren mir zu Beginn meines kreativen Wirkens eher eine Herausforderung denn Entspannung. Die Ergebnisse sprachen dementsprechend für sich und ich verweigerte mich lange der bildhaften Kunst. 

Trotzdem merkte ich während der Beschäftigung mit meinen Gedanken und Gefühlen sowie deren Darstellung, dass sich diese wohl doch am ehesten durch menschlich anmutende Wesen darstellen lassen. 

Was also tun?

Während einer Gestalt-Therapie-Sitzung zum Thema ‚Gefühle‘ begannen die Männle, tatsächlich Gestalt anzunehmen. Erste Figuren, anfangs noch mit deutlich mehr Haaren auf dem Kopf und etwas Form-gebenderer Kleidung, begannen, meiner Angst, meinem Glück oder meiner Wut Ausdruck zu verleihen.

Im Laufe ihrer Entwicklung verloren sie dann (wie im richtigen Leben halt auch) Haar um Haar bis nur noch drei davon übrig blieben. Und auch der ursprünglich eher sportlichere Körperbau entwickelte sich zur Einheitsform. Übrig geblieben sind die drei Alibi-Haare sowie ein Kittel, mehr oder weniger lang, als Gewand. Das Gewand selbst ist üblicherweise einfarbig, wobei ein Farbverlauf dunkel nach hell von links unten nach rechts oben die Männle bunter macht. Ist der Farbverlauf von rechts unten nach links oben (dunkel nach hell) zu sehen, so dreht das Männle dem Betrachter den Rücken zu. 

Wenn ich es mir genau überlege, müsste ein einzelnes Männchen eigentlich ‚der Männle‘ heißen. Denn meistens schweigt es. Nur ganz selten lässt sich ein Männle zu Wort-Beiträgen hinreißen. Trotzdem sind sie voller echten Gefühle und tiefen Emotionen. Diese versuchen sie meistens, non-verbal auszudrücken. Ihre Haltung, ihre Gestik und Mimik sollen die Text-Informationen der Darstellungen ergänzen und vertiefen. 

Unabhängig von ihrer sprech-gehemmten Art haben meine Männle ihr Leben jedoch als geschlechtsneutrale Wesen begonnen. Und das ist auch gut so. So kann sich jedes betrachtende Wesen in dem einen oder anderen Männle wiederfinden, das gerade am ehesten zum eigenen Empfinden passt.

Im Laufe der folgenden Monate habe ich dann ‚meinen Männle‘ geholfen, sich weiter zu entwickeln. Der Körper bzw. das Gewand wird nur noch von der Farbe begrenzt und nicht von einer anfangs gesetzten schwarzen Kontur. Lediglich der Kopf sowie Arme und Beine werden durch schwarze Linien begrenzt und geformt. 

So wie auch im richtigen Leben werden meine Männle sich weiter verändern, da bin ich mir sicher. Im Moment sind sie so, wie sie sind. 

Und so wie sie sind, sind sie gut – eben auch hier wie im richtigen Leben.

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